Artikel: „Best-Case für die Verkehrswende“
Mit seiner Radverkehrsplanung hat Frankenberg schon zwei Preise reingefahren. Statt locker auszurollen, ruft die Stadt aber lieber zur Teilnahme am Fahrradklima-Test auf.
Wer mal mit dem Fahrrad in Frankenberg an der Eder vorbeischauen möchte, muss mitunter ganz schön in die Pedale treten. Aber es lohnt sich. Denn das hessische Städtchen hat gezeigt, wieviel ein Radweg bewegen kann, wenn Radverkehrs- und Stadtentwicklung Hand in Hand gehen: In drei Jahren ist mit dem vier Kilometer langen innerstädtischen Radweg entlang der Eder eine komplett neue Mobilitätsachse entstanden. Mit drei Brücken verbindet sie bisher getrennte Stadtteile, sorgt für kurze Wege zwischen Einkaufsstraßen, Gewerbegebieten, Schulen sowie Freizeit- und Tourismuszielen und lenkt den mit vier Sternen zertifizierten Eder-Radweg nun mitten durch die Stadt.
Mit dem Konzept haben Bürgermeisterin Barbara Eckes, die Radverkehrsbeauftragte Sophie Berkenkopf und ihre Mitstreiter:innen aber nicht nur Bürger:innen und radelnde Tourist:innen überzeugt. Die Stadt hat auch bei den einschlägigen Wettbewerben beeindruckt: Bereits im Mai heimste sie den Deutschen Fahrradpreis 2024 ein, der vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gemeinsam mit der „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW“ vergeben wird.
„Wenn die Verkehrswende gelingen soll, braucht es Kommunen, die mögliche Wege dafür aufzeigen – auch und gerade im ländlichen Raum“, freut sich Eckes, deren Stadt nach einer weiteren Auszeichnung durch die Jury des Österreichischen Mobilitätspreises erneut auf Erfolgskurs gegangen war: Im Oktober wurde die integrierte Radverkehrsplanung in Frankenberg nicht nur für den von der Allianz pro Schiene ausgeschriebenen Deutschen Verkehrswendepreis, sondern dank klimaneutral konstruierter Brücken auch für den Sonderpreis Baukultur nominiert. Die Nominierung, kommentierte Eckes, zeige einmal mehr, „dass die Konzeption des Projekts und die Herangehensweise wirklich etwas Besonderes sind und Frankenberg hier beispielhaft vorangeht.“
Selbst wenn es am Ende in beiden Kategorien nicht für einen Preis gereicht hat – für die Allianz pro Schiene haben die nominierten Projekte „das Potenzial, als Best-Case für die Verkehrswende eine deutschlandweite Signalwirkung zu entfalten und zur Nachahmung anzuregen“, heißt es in der Nominierungsankündigung.
Unterdessen haben Eckes und Berkenkopf bereits das nächste Etappenziel im Blick: Die Stadt ruft alle Fahrradbegeisterten in und um Frankenberg dazu auf, wieder am deutschlandweiten ADFC-Fahrradklima-Test teilzunehmen. „Die Ergebnisse zeigen jeweils auf, wo das Angebot für das Fahrrad schon gut ist und wo wir noch nachbessern können“, erklärt Eckes. „Konkret wollen wir wissen, wie weit der Weg zur Fahrradstadt für uns noch ist. Der Fahrradklima-Test ist dafür ein guter Indikator.“