„Das hat es noch nie gegeben“

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07. Juni 2024, 08:34 Uhr

Artikel: „Das hat es noch nie gegeben“

Mit SMILE24 bringt Schleswig-Holstein den ÖPNV der Zukunft auf die Straße. Warum DB Regio Bus bei dem Modellprojekt gern dabei ist, erklärt Daniel Marx.

Zukunft Nahverkehr: Herr Marx, als Vorsitzender der Region DB Regio Bus Nord sind Sie mit den Details von SMILE24 bestens vertraut. Was macht das Modellprojekt für den ländlichen Raum für Regio Straße so interessant? 

Daniel Marx: Erstens die hohe Angebotsdichte. Wir kombinieren hier vom Fahrrad über Carsharing und On-Demand bis hin zu Express-Bus und SPNV-Verknüpfung alle Verkehrsträger in einer hohen Taktung. Zweitens der Umfang und der barrierefreien Zugang. Mobilität wird rund um die Uhr bereitgestellt, ist zum Preis eines Deutschlandtickets zu haben und alle Angebote werden über eine App buchbar sein. Ein Mobilitätsangebot in diesem Umfang und von dieser Qualität hat es auf dem Land noch nie gegeben, eine derart nahtlose Customer Journey ebenfalls nicht. SMILE24 bringt den ÖPNV der Zukunft erstmals auf die Straße und Regio Straße ist mit dabei. Darauf sind wir tatsächlich auch ein bisschen stolz. 

Zukunft Nahverkehr: Inwieweit spiegelt sich die DB Strategie in der Modellregion wider.   

Daniel Marx: Tatsächlich bietet uns SMILE24 erstmals Gelegenheit, unser Konzept integrierter Alltagsmobilität unter Federführung der NAH.SH in die Praxis umzusetzen und die Konzernstrategie mit Leben zu füllen. Schleswig-Holsteins Strategie für den ÖPNV verfolgt ähnliche Ansätze. Allerdings steht bei SMILE24 nicht die Strategie selbst im Fokus, sondern die Frage, wie sie bei den Kundinnen und Kunden ankommt. Entscheidend ist, dass unsere Fahrgäste das Angebot annehmen und ihr Auto immer öfter stehen lassen. Wenn das zutrifft, ist es super. Wenn der Effekt ausbleibt, steuern wir nach. 

Zukunft Nahverkehr: Wie gehen Sie dabei vor? Mobilitätsgewohnheiten lassen sich meist nur schwer ändern. 

Daniel Marx: Es ist ein Projekt mit experimentellem Charakter. Das ist ja das Schöne. Es wird nicht einfach wie konzipiert hingestellt und durchgezogen, sondern es darf sich sehr, sehr dynamisch entwickeln. Kundenfeedback und Customer Journey spielen dabei eine zentrale Rolle. Denn ob das Angebot überzeugt, werden uns nur die Kunden verraten. Deshalb wird SMILE 24 auch vom Fraunhofer Institut evaluiert und bei Bedarf im laufenden Betrieb weiterentwickelt. Darüber hinaus werden wir gemeinsam mit der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein auch eine eigene Evaluation durchführen – unter anderem, um herauszufinden, ob es gelingt, die Menschen in der Region zum Verzicht auf den Zweit- oder Drittwagen und die Touristen zum Verzicht auf die Anreise mit dem eigenen Auto zu bewegen. 

Zukunft Nahverkehr: Ist schon klar, wann die ersten Ergebnisse vorliegen werden? 

Daniel Marx: Mitte nächsten Jahres soll es für uns schon einen ersten Zwischenbericht geben. Wir müssen also schnell sein. Und das ist eine große Herausforderung. Denn jeder, der im ÖPNV Projekte macht, weiß, dass wirkliche Verhaltensänderungen erst nach zwei bis drei Jahren entstehen und messbar sind. Jetzt haben wir versucht, mit starken Angeboten und deutlich mehr Werbung den großen Wurf zu machen und hoffen, dass wir es schneller hinbekommen. 

Zukunft Nahverkehr: Wird Regio Straße mit den gewonnenen Erfahrungen bald auch in anderen Modellregionen an den Start gehen können? 

Daniel Marx: Wir möchten integrierte Alltagsmobilität weiter vorantreiben und haben schon in der Vorbereitung auf SMILE24 viele Erfahrungen gesammelt. Jetzt lernen wir während des laufenden Betriebs jeden Tag dazu. SMILE24 konnten wir innerhalb eines halben Jahres realisieren. Um die Mobilitätswende zu schaffen, brauchen wir bundesweit weitere Modellregionen wie hier im Norden. Das, was unter Federführung der Aufgabenträger und der NAH.SH hier an der Schlei gestartet ist, soll deshalb nach Möglichkeit bundesweit Schule machen. Als DB sind wir deswegen auch mit anderen Bundesländern und Kommunen im engen Austausch.