„Das ist eine unheimlich coole Aufgabe“

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04. Oktober 2023, 07:42 Uhr

Artikel: „Das ist eine unheimlich coole Aufgabe“

Für Daten gilt dasselbe wie für Beton: Es kommt drauf an, was man daraus macht. Wie man’s macht, weiß Tanja Schlesinger, Data Officer DB Regio.

RegioSignaleBlog: Tanja, Du hast Daten jüngst als zentralen Treiber nachhaltiger Mobilität bezeichnet. Sind Daten jetzt grün? 

Tanja Schlesinger: Ob Daten grün sind oder nicht, hängt davon ab, was wir mit ihnen machen. Grün sind sie, wenn wir sie dazu nutzen, nachhaltiger und umweltfreundlicher zu wirtschaften. Genau das macht DB Regio. Davon abgesehen könnten wir ohne die Verwendung von Daten gar nicht feststellen, ob wir nachhaltig handeln oder unsere Nachhaltigkeitsbestrebungen ausbauen. 

RegioSignaleBlog: Wo kommen die Daten, mit denen ihr arbeitet, eigentlich her? 

Tanja Schlesinger: Daten entstehen an jeder Ecke. Wir hinterlassen unseren digitalen Fußabdruck als Fahrgast. Unsere Fahrzeuge hinterlassen über ihre Verbrauchs- und Zustandsdaten einen digitalen Fußabdruck. Mit Social Media ist es ähnlich: Dort wird auch viel über uns als DB Regio gesprochen, im Positiven wie im Negativen, und diese Beurteilung und Wertung fließen auch in diesen Riesendatentopf. Wenn diese Daten zueinander ins Verhältnis gebracht werden, entstehen daraus wiederum Daten – zum Beispiel Key Performance Indikatoren. Die Menge an Daten ist schier unendlich groß. Die entscheidende Frage ist deshalb: Welche braucht man wirklich, um die Nachhaltigkeit zu verbessern, und wie kann man diesen Datenschatz für möglichst viele Datenabnehmer und deren Zwecke nutzbar machen. Letztlich geht es darum, Daten bereitzustellen, verfügbar zu machen und sicherzustellen, dass sie die Adressaten interpretierbar erreichen. 

RegioSignaleBlog: Da scheinen Daten und ÖPNV einiges gemeinsam zu haben: Ohne Infrastruktur geht es nicht. 

Tanja Schlesinger: Deshalb bin ich sehr dankbar, dass uns die moderne Technologie inzwischen mehr bietet als Data Warehouses, in denen man Daten nur in starren Strukturen ablegen kann. Mit den neuen Datenprodukten kann ich mich ganz anders aufstellen, Verarbeitung und Bereitstellung beschleunigen. Es gibt Data Lakes, in denen ich unstrukturierte Daten selbst ablegen und auch ausleiten kann; zugleich helfen sie vielen Datennutzern als Single Source of Truth, Redundanzen in der Datenbeschaffung abzubauen. Darüber hinaus gibt es kosteneffiziente Cloud-Strukturen, die jederzeit Verfügbarkeit und Skalierbarkeit gewährleisten, so dass wir bei steigendem Bedarf keine neuen Server kaufen müssen.  

RegioSignaleBlog: Aber der Kosmos wird nicht nur immer größer. Mit unstrukturierten Daten wächst auch die Unübersichtlichkeit, oder?  

Tanja Schlesinger: Sie sind Fluch und Segen zugleich. Abgelegt sind sie schnell. Aber ich muss sie ja auch wiederfinden und für meine Zwecke verwenden können. Schließlich kann ich Daten nur dann rausgeben, wenn ich weiß, wo sie liegen und welche Eigenschaften sie haben. Damit ich weiß, in welche Schublade ich greifen muss, müssen Daten und ihre Merkmale aber sehr sauber beschrieben werden. Das Signal für „Tür zu“ zum Beispiel ist längst nicht so eindeutig wie es scheint. Es kann sein, dass die Tür vom Führerstand aus geschlossen wurde. Es ist aber auch möglich, dass eine Tür nach dem Schließen „Tür zu“ meldet oder die Schiebeblätter zusammengefahren worden sind und sich berühren. Hinzu kommt, dass Signale ganz unterschiedlich verwendet werden. 

RegioSignaleBlog: Inwiefern?  

Tanja Schlesinger: Einige Aufgabenträger nutzen das Signal „Tür zu“ zum Beispiel, um festzustellen, ob der Zug pünktlich abgefahren ist – was wiederum voraussetzt, dass auch Zeitstempel bereitgestellt werden. Wir müssen uns also darüber verständigen, welche Daten, Signale und Informationen die richtigen sind, um Prozesse zielgerichtet steuern zu können. Fertig sind wir dann aber noch nicht. Denn anschließend geht es darum, wo ich die Information finde, für welche Anwendung sie bereitgestellt werden soll und wer sie kriegen darf. Das alles macht den Umgang mit diesem Thema sehr spannend und vielfältig.  

RegioSignaleBlog: Weil er so viele Dimensionen unternehmerischen Handelns umfasst? 

Tanja Schlesinger: Eben. Es geht um Data Governance. Es geht darum, wem die Daten gehören, nach welchen Regeln sie geteilt werden und wie man ihre Qualität sichert. Das ist ein Managementsystem und hat wenig mit Technik zu tun. Stattdessen geht es um Verantwortlichkeiten und Rollen. Diese Rollenträger sind dann beispielsweise verantwortlich für ihre Daten, deren technische Beschreibung oder Qualität. Das können unterschiedliche Player sein. Aber dieses System zieht sich durch das gesamte Unternehmen und es gehört zu den entscheidenden Eigenschaften der digitalen Transformation, dass die Qualität des Zusammenspiels zwischen allen Akteuren darüber entscheidet, ob es uns gelingt, diesen Datenschatz vernünftig zu heben. 

RegioSignaleBlog: Ich ahne, dass Euch diese Aufgabe noch eine Weile beschäftigen wird und dass ihr Verstärkung gut gebrauchen könntet. Was sagst Du Leuten, die für die digitale Transformation brennen und Dich fragen, ob DB Regio was für sie wäre? 

Tanja Schlesinger: Als gelernte Betriebswirtin würde ich ihnen erstmal sagen, dass ich persönlich unglaublich stolz darauf bin, jetzt einen Beitrag zur digitalen Transformation unseres Unternehmens leisten zu dürfen. Dafür jeden Tag anzutreten und dieses Orchester so zu dirigieren, dass wir vorwärtskommen, ist eine unheimlich coole Aufgabe. Das treibt mich täglich an und ich stehe morgens mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf, weil es echt die schönste Aufgabe ist, die ich jemals hatte.