„Wir müssen uns stärker engagieren“

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11. Juli 2024, 08:38 Uhr

Artikel: „Wir müssen uns stärker engagieren“

VDV-Branchenumfrage Personal stellt wachsendes Interesse an Jobs bei Bus und Bahn fest. Branche muss für Frauen attraktiver werden und stärker im Ausland rekrutieren.

Ausgefallene Verbindungen, unbesetzte Stellwerke, fehlende Fahrer:innen bei Bus und Bahn – der Personalmangel macht der Branche spürbar zu schaffen. Bei der jüngsten VDV-Branchenumfrage Personal gaben vier von zehn Unternehmen an, den Betrieb aus personellen Gründen zeitweise einschränken zu müssen. Gleichzeitig steht schon jetzt fest, dass sich bis 2030 jährlich zwischen 4.000 und 6.000 Fachkräfte in den Ruhestand verabschieden werden, während die Unternehmen angesichts der Verkehrswende bis dahin einen Mehrbedarf von über 20 Prozent prognostizieren. 

Bei der Vorstellung der Ergebnisse der Branchenumfrage Personal machte VDV-Präsident Ingo Wortmann dennoch einen Hoffnungsschimmer am Horizont aus. Rund dreiviertel der befragten Unternehmen hätten 2023 mehr Kolleg:innen als im bereits gut verlaufenen Vorjahr eingestellt, das Interesse für Bus und Bahn zu arbeiten, sei deutlich gestiegen: „Die deutschlandweiten Einstellungsoffensiven laufen auf Hochtouren – und das müssen sie auch. Denn es ist noch ein weiter Weg, die demografisch verursachten Effekte wettzumachen und die personellen Voraussetzungen für den Angebotsausbau und die Mobilitätswende zu schaffen“, fasste Wortmann den Stand der Dinge zusammen. 

Potenzial sieht der VDV unter anderem in der Erhöhung des Frauenanteils und in der Rekrutierung von Fachkräften im Ausland. Mit rund 20 Prozent habe der Anteil der Frauen in den zurückliegende Jahren zwar deutlich zugenommen, sei aber bei Weitem nicht ausreichend. „Hier müssen wir uns stärker engagieren und bessere Rahmenbedingungen für unsere Kolleginnen und Kollegen schaffen – nicht nur, um neue Leute einzustellen, sondern auch, um das vorhandene Personal nachhaltig zu binden“, forderte Wortmann und hob dabei vor allem den mit zwölf Prozent sehr geringen Anteil von Teilzeitbeschäftigungen hervor. 

Mit 13 Prozent nahezu genauso niedrig ist der Anteil der Unternehmen, die bereits Arbeitskräfte im Ausland rekrutiert haben. Begründet wird die Zurückhaltung meist mit fehlendem Knowhow und unbekannten oder zu aufwendigen gesetzlichen Regelungen. Außerdem sind über die Hälfte der befragten Unternehmen der Ansicht, den Personalbedarf über den deutschen Arbeitsmarkt decken zu können. 

Beim VDV scheint man nicht so zuversichtlich zu sein. „Wir müssen uns die Arbeitsmarktdaten kritisch anschauen“, dämpft Wortmann den Optimismus. Dass er damit nicht ganz falsch liegen dürfte, zeigt ein Blick in die aktuellen Umfrageergebnisse: Dort klagen über 80 Prozent der Unternehmen darüber, dass sich die Qualität der Qualifikation der Bewerber:innen verschlechtert oder stark verschlechtert habe.