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15. Mai 2024, 12:48 Uhr

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In Hannover nutzen E-Busse und elektrische Straßenbahnen das gleich Netz. Die Lösung hat Modellcharakter, ist skalierbar und schont die kommunalen Finanzen.

Taufrisch war die Idee nicht mehr, als sie auf der Innotrans 2018 aus den Startlöchern kam. Aber sie hatte Charme: Bei den Hannoverschen Verkehrsbetrieben ÜSTRA stand die Anschaffung von 48 E-Bussen mit sieben Standorten für Gelegenheitsladung an. Die Technische Universität Dresden tüftelte gemeinsam mit den städtischen Verkehrsbetrieben an der Rückgewinnung von Bremsenergie im Stadtbahnnetz. Gleichzeitig machte man sich im benachbarten Fraunhofer Institut für Verkehr und Infrastruktur (IVI) Gedanken über die Verbindung von Stadtbahninfrastruktur mit neu zu errichtender Ladeinfrastruktur und mögliche Synergieeffekte im ÖPNV.  

„Wäre doch klasse, E-Busse und ÖPNV-Bahnen künftig gemeinsam über die kommunale Bestandsinfrastruktur mit Energie zu versorgen, Bremsenergie effizienter zu nutzen und bei den dafür nötigen Arbeiten gleich einen Speicher mit gebrauchten Fahrzeugbatterien zu installieren“, dachte man sich scheinbar nicht nur bei ÜSTRA, Fraunhofer IVI und der TU Dresden, sondern auch im Bundesverkehrsministerium: Berlin fördert das „GUW+“ getaufte Projekt mit rund 2,5 Millionen Euro.  

Hinter dem Kürzel verbirgt sich ein rückspeisefähiges und regelbares Gleichstromunterwerk, das die Bestandsinfrastruktur der elektrischen Energieversorgung von Stadt- und Straßenbahnen mit Ladestationen für elektrische Busse verbindet. Die Projektziele: Kostengünstige Gelegenheitsladungen von E-Bussen durch Integration in bestehende kommunale Infrastruktur. Stärkung der Elektrifizierung im ÖPNV durch Batterie-Nachnutzung. Sicherstellung der Übertragbarkeit des Gesamtkonzeptes auf andere Städte – sowie on top die Möglichkeit, den Stromverbrauch in Spitzenlastzeiten zu reduzieren, den Bedarf an Erzeugungskapazitäten zu senken und dadurch die Gesamtkosten für Strom zu mindern. 

 „Das Energieversorgungskonzept GUW+ adressiert Verkehrsunternehmen, die elektrische Stadtbahnsysteme betreiben, zukünftig Dieselbusse durch Batteriebusse substituieren und ein Nachladekonzept mit Gelegenheitsladungen an Linienendpunkten verfolgen“, bringt die Gruppe Ladeinfrastruktur bei Fraunhofer IVI das Projekt bei LinkedIn auf den Punkt. 

Worauf es dabei ankommt, haben Fraunhofer und TU gemeinsam mit den Projektpartnern ALSTOM Transport Deutschland, Elpro und M & P Motion Control and Power Electronics von 2019 bis 2023 für Kommunen und ÖPNV ermittelt. Das Resultat kann sich sehen lassen: Herausgekommen ist nicht nur eine Pilotanlage, mit der alle Projektanforderungen in vollem Umfang in die betriebliche Praxis umgesetzt werden konnten und die heute noch in Betrieb ist, sondern auch ein integratives Verkehrskonzept, das Kommunen eine Roadmap für die wirtschaftliche Umstellung von Diesel- auf Elektrobusse bietet. 

Dazu gehört unter anderem ein flexibles Energiemanagement, das einen sicheren ÖPNV-Betrieb gewährleistet und gleichzeitig die wirtschaftlichen Interessen der beteiligten Stakeholder bedient. Außerdem steht nun fest, wie mit gebrauchten E-Bus-Batteriesystemen ein stationärer Energiespeicher aufbaut werden kann und welche Systemarchitektur am besten geeignet ist, die Energieflüsse zwischen Verteilnetz, Stadtbahn, Bus, PKW und Batterie zu ermöglichen. Selbst über die Abrechnung müssen sich Kommunen keine Sorgen mehr machen: An die Entwicklung eichrechtskonforme Zähler und Displays haben die Projektmacher:innen ebenfalls gedacht. 

Unterstützung wurden sie dabei von zahlreichen assoziierten Partner:innen, darunter Unternehmen aus der ÖPNV-Branche, der Industrie und Energieerzeugung sowie Netz- und Energiedienstleister. 

Unterdessen geht die Elektrobusoffensive bei ÜSTRA in die nächste Runde. Nachdem die Ringlinie 100/200 und die Linie 121 bereits vollständig mit Elektrobussen ausgestattet wurden, werden nun zwei weitere Ladepositionen für die Pantographenladung installiert, um die Linien 128 und 134 ebenfalls ausschließlich mit Elektrobussen bedienen zu können.