Artikel: DART+ trifft ins Schwarze
Die Irische Eisenbahn will das Nahverkehrsnetz in und um Dublin verdreifachen. Bis die Oberleitungen so weit sind, setzt sie auf batterieelektrische Züge.
Das S-Bahn-Angebot in der irischen Hauptstadt ist übersichtlich: Die Dublin Area Rapid Transit, kurz DART, hat nur eine Linie. Alle 20 Minuten rollen die Züge die Bucht zwischen Howth und Bray herauf und herunter. Einige fahren im Norden weiter bis Malahide und im Süden bis Greystones. Nur im Zentrum, mit dem Bahnhof Connolly Station als Verknüpfungspunkt zum restlichen Schienennetz, verdichtet sich der Fahrplan zum Zehn-Minuten-Takt. Den Bedürfnissen im Großraum Dublin mit inzwischen mehr als 1,4 Millionen Menschen wird dieses Angebot jedoch längst nicht mehr gerecht. Mit dem Programm DART+ soll das anders werden: Der „Keltische Tiger“ holt im Dubliner Schienennahverkehr aus zum großen Sprung. Aus einer Strecke werden vier, die Länge des Netzes soll von heute 53 auf gut 150 Kilometer wachsen. Der erste neue Zug ist auch schon da.
Streckenausbau und neue Fahrzeuge
Bereits als DART vor vierzig Jahren startete, war das ein Meilenstein. Schließlich handelte es sich bei der DART-Linie um die erste elektrifizierte Verbindung auf der grünen Insel. Sie ist auch bis heute die einzige. Deswegen bildet die Elektrifizierung den Schwerpunkt des Ausbaus der Strecken, auf denen künftig DART+ rollen soll. Für die Projekte „South West“ und „West“ stehen die Planungen bereits und die Ausschreibungen für die Bauphase können beginnen. Die Projekte „Costal North“ und „Costal South“ betreffen die existierende DART-Strecke entlang der Bucht. Hier laufen die Planungen für Verlängerung der Oberleitung nach Norden und weitere Infrastrukturverbesserungen noch.
Der zweite zentrale Baustein von DART+ ist die neue Flotte. Sie soll unabhängig davon in Fahrt kommen, wie die Elektrifizierung vorankommt. Deswegen hat die irische Eisenbahngesellschaft Iarnród Éireann die neuen Fahrzeuge zum Teil für den Oberleitungsbetrieb, zum Teil als Batteriezüge ausgeschrieben. Den Rahmenvertrag über bis zu 750 Wagen in irischer Breitspur (1.600 Millimeter) zog Alstom an Land. Die erste Bestellung umfasst 155 Wagen für Batterie- und 30 für Oberleitungsbetrieb. Auf die Strecke gehen werden die Wagen als fünfteilige Triebzüge. Zwei Züge können auch gekoppelt fahren und bieten dann 1.100 Fahrgästen Sitz- und Stehplätze.
Größtes Flottenprogramm der Geschichte
Die Züge für DART+ sind das größte Beschaffungsprogramm in der Geschichte der irischen Eisenbahn. Das allererste Exemplar präsentierten Iarnród Éireann und Alstom im November in Dublin. Nach umfassenden Tests und erfolgter Zulassung sollen die neuen Fahrzeuge 2026 ihre Premiere auf der bis Drogheda verlängerten Küstenlinie feiern. Dass diese bis dahin nicht elektrifiziert sein wird, spielt dank Batteriebetrieb keine Rolle. Iarnród Éireann baut in Drogheda, rund 45 Kilometer nördlich der Dubliner Innenstadt, eine Schnelladestation.
„Es geht um Lebensqualität“
Jim Meade, CEO von Iarnród Éireann, ist überzeugt, dass DART+ ins Schwarze trifft. Die Schiene müsse das Rückgrat eines nachhaltigen Verkehrssystems sein, das alle Verkehrsträger integriert. „Es geht um Lebensqualität, um ein für alle zugängliches, flexibles, häufiges, schnelleres, freundliches, preisgünstiges, realisierbares, vollständig zugängliches und CO2-freies Verkehrssystem.“ Schritt für Schritt zu Ende gehen wird mit der neuen Ära aber wohl die Geschichte der Class 8100-Züge. Die Fahrzeuge der ersten Generation prägen das DART-System bis heute. Seit mehr als 40 Jahren verrichten sie etwas rumpelig, aber höchst zuverlässig ihren Dienst. Die grünen Zweiteiler stammen aus Deutschland: Gebaut wurden sie von Linke-Hofmann-Busch, Siemens hat sie vor rund 20 Jahren technisch modernisiert.