Die Betrugswelle rollt

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02. April 2025, 11:32 Uhr

Artikel: Die Betrugswelle rollt

Online-Betrug ist so alt wie das Internet. Davon ist auch immer öfter das Deutschland-Ticket betroffen. Die Hintergründe:

Der Banner auf der Website ist nicht zu übersehen: „50 Prozent Rabatt!“, blinkt es da kunterbunt. Das Herz macht einen kleinen Sprung. Wer würde da nicht zugreifen? Doch halt! Dieses Deutschland-Ticket-Schnäppchen, das auf manchen Websites angeboten wird, entpuppt sich regelmäßig als Betrug – und wenn es schlecht läuft, steht man bei der Kontrolle ohne gültigen Fahrschein da. 

So funktioniert der Ticket-Schwindel Die Masche ist ebenso dreist wie simpel: Kriminelle kaufen echte Deutschland-Tickets per Lastschrift. Die Kontodaten aber, die sie dafür benutzen, sind gestohlen. Wenn die tatsächlichen Besitzer:innen der Kontos die Lastschriften widerrufen, bleibt der Schaden bei den Verkehrsbetrieben hängen. Das passiert öfter als man denkt: Allein in Nordrhein-Westfalen sollen laut Westdeutschem Rundfunk zufolge rund zwei Drittel der Verkehrsbetriebe betroffen sein. Die Dresdner Verkehrsbetriebe meldeten im Frühjahr 2024 rund 15.000 geplatzte Lastschriftmandate, was einem Schaden in Höhe von 1,4 Millionen Euro entspricht. Ähnliche Verluste musste der Rhein-Main-Verkehrsverbund RMV im selben Zeitraum über die App RMVgo hinnehmen. 12 Prozent betrug der Anteil geplatzter Lastschriftmandate im Februar 2024. „Wir müssen nun handeln und schalten die Bezahlart Lastschrift in RMVgo für Neukundinnen und -kunden vorübergehend ab“, gab RMV-Geschäftsführer Knut Ringat im März 2024 bekannt.

Augen auf im ZahlungsverkehrEigentlich sollten Kontoverifizierungen der Abzocke ein Ende bereiten. Angesichts automatisierter Betrugsversuche zog der RMV im Februar 2025 aber erneut die Notbremse. Neben dem Lastschriftverfahren schaltete der Verbund für Neukunden auch die Zahlung per Kreditkarte vorübergehend ab. Die Öffnung der Zahlungsoption werde man davon abhängig machen, „wie sich das Betrugsaufkommen entwickelt“, zitiert die Frankfurter Rundschau einen Sprecher des RMV. Im März 2025 konnten Neukunden immerhin wieder per Lastschriftverfahren bezahlen. Seit März 2025 warnt aber auch die Bundespolizei auf ihrer Website vor gefälschten Tickets. Die Behörde rät bei günstigeren Angeboten zur Vorsicht und mahnt, das Ticket im Internet „ausschließlich auf den offiziellen Vertriebsseiten“ zu erwerben.

Die Lücken im SystemVolker Zota, Chefredakteur der Technik-Redaktion von heise online, sieht vor allem einen Grund für den Erfolg des Betrugs: „Das eigentliche Problem liegt in der Vielzahl individuell gestalteter Ticketshops der verschiedenen Verkehrsbetriebe. Jeder verfolgt bei der technischen Umsetzung des Zahlungsvorgangs einen eigenen Ansatz, wodurch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Betrüger auf Shops stoßen, die bei der Validierung der Zahlungsinformationen nachlässig sind und sich somit für Betrug eignen. Dabei ist insbesondere das SEPA-Lastschriftverfahren schwer abzusichern, da hier kein zweiter Faktor vorgesehen ist, wie es etwa in Form von "3D Secure" von Kreditkarten bekannt ist.“ 

Auf Nummer sicher Wer sich vor Betrüger:innen schützen will sollte das Deutschland-Ticket also ausschließlich als persönliches Abo und zum offiziellen Preis von 58 Euro pro Monat kaufen. Bei den meisten Verkehrsverbünden ist dieser Preis fix, selbst wenn das Ticket im laufenden Monat erworben wird (Ausnahme: in der Switch-App des Hamburger hvv). Und immer mitbedenken: Am Ende trifft die Betrugsmasche nicht nur die Verkehrsbetriebe sondern uns alle. Wenn die Verluste zunehmen, steigen irgendwann auch die Preise im ÖPNV oder Angebote werden gestrichen. Und darauf fährt wirklich niemand ab!