Die fünfte Linie kommt voran

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09. Januar 2025, 10:00 Uhr

Artikel: Die fünfte Linie kommt voran

Das aktuell größte deutsche U-Bahnprojekt findet in Hamburg statt. Die neue Strecke soll 25 Kilometer lang werden und rund 16 Milliarden Euro kosten.

„Wird Zeit. Wird gut. Wird gemacht.“ Wenn es um die künftige U 5 geht, lässt die Hamburger Hochbahn keine Zweifel aufkommen. Der Claim ist Bestandteil der Kommunikation für das derzeit bei weitem größte deutsche U-Bahn-Projekt. 25 Kilometer lang soll die fünfte Linie der Hamburger U-Bahn werden, die Kosten veranschlagt die Hansestadt auf rund 16 Milliarden Euro. Spätestens 2040 soll die U 5 fertig sein und dann 270.000 Menschen täglich befördern. Die Strecke verbindet Bramfeld im Nordosten mit dem Altonaer Volkspark im Nordwesten – allerdings nicht auf gerader Linie, sondern über die Innenstadt. Hauptbahnhof, Jungfernstieg, Universität, Universitätsklinikum und Hagenbecks Tierpark gehören zu den prominentesten der 23 Haltestellen.  

Es geht schneller als gedacht 

Ende September 2022 hat der Bau offiziell begonnen. Und es läuft gut. Eigentlich sollte der erste Bauabschnitt nur von Bramfeld nach City Nord führen (5,8 Kilometer). Nun wird er bis zur Station Borgweg verlängert und soll 2033 in Betrieb gehen. Mit dem bestehenden Netz ist der erste Abschnitt dann gleich zweifach verknüpft (Borgweg / U3 und Sengelmannstraße / U 1). „Wir sind nicht nur im Zeit- und Kostenplan, sondern wir kommen sogar schneller voran, als wir das ursprünglich dachten", freute sich Verkehrssenator Anjes Tjark bei der Vorstellung der veränderten Planung Ende Mai 2024.  

Die ersten Fahrzeuge für die neue Linie sind bestellt und sollen bereits 2027 kommen. Sie werden für die Tests des automatischen Betriebs gebraucht, die zwischen den Haltestellen Sengelmannstraße und City Nord stattfinden werden. Alstom hat den Zuschlag für das Betriebsführungssystem und die vierteiligen Züge bekommen. Die fahrerlosen U-Bahnen sollen im 90-Sekunden-Takt verkehren.  

Der Bund ist mit im Boot 

In der Hansestadt findet die neue Linie breiten Rückhalt. Die Bürgerschaft votierte vor fünf Jahren mit großer Mehrheit für den Bau der U 5. Seitdem klar ist, dass der Bund einen Großteil der Mittel beisteuert, ist die Unterstützung eher noch gewachsen. Der im Herbst 2023 eingereichte Antrag auf Förderung über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz war erfolgreich, der Bund trägt 75 Prozent der förderfähigen Kosten für die ersten knapp sechs Kilometer bis City Nord. Bei einem Kosten-Nutzen-Faktor von 1,23 – für jeden investierten Euro kommen gesamtwirtschaftlich 1,23 Euro zurück – stehen die Chancen gut, dass der Bund das Projekt auch im weiteren Verlauf unterstützt. Den Kritikern, die lieber die Wiederbelebung der Hamburger Straßenbahn als eine teure neue U-Bahnlinie gesehen hätten, nehmen diese Zahlen Wind aus den Segeln. Ohnehin sind Straßenbahnen und U-Bahnen in ihrer Leistungsfähigkeit kaum vergleichbar.   

Vorbild für klimaschonendes Bauen 

Gravierender war da schon der Einwand, dass sich das Megaprojekt mit einer neuen Betonröhre durch die ganze Stadt klimaschädlich auswirkt. Die Hamburger Hochbahn stellt dem das Ziel entgegen, die U 5 so umweltfreundlich zu bauen wie kein vergleichbares Verkehrsprojekt zuvor. Dass man auch hier auf Kurs ist, dokumentierte das städtische Unternehmen mit dem im November 2024 erschienen Nachhaltigkeitsbericht für das Bauprojekt: Durch die Verwendung von klimafreundlich hergestelltem Stahl und Zement und eine überarbeitete Planung, die den Ressourcenverbrauch verringert, würden 70 Prozent der CO2-Emissionen eingespart. Robert Henrich, Vorstandsvorsitzender der Hochbahn: „Die U5 hat dazu beigetragen, einen ganz neuen Markt für nachhaltige Baustoffe entstehen zu lassen. Davon werden auch andere Bauprojekte profitieren können.“ 

Die neue Linie U 5 ist der wichtigste, aber nicht der einzige Baustein der Mobilitätswendestrategie in Hamburg. Dazu gehören auch Kapazitätserweiterungen im bestehenden U-Bahnnetz, die neue S-Bahnlinie S 4 nach Bad Oldesloe, neue Radwege, On-Demand-Angebote sowie künftig autonome Shuttles und Kleinbusse. Im Juni 2025 sowie im Jahr 2027 richtet Hamburg den Global Public Transport Summit, also den Weltkongress für den ÖPNV aus.