Klimafreundlich ins Grüne

Zum Inhalt springen
16. Januar 2024, 15:33 Uhr

Artikel: Klimafreundlich ins Grüne

Tourismus und ÖPNV wachsen immer enger zusammen. Treiber sind findigen Start-ups und ambitionierte Open-Data-Projekte wie der Niedersachsen-Hub. Ganz gleich ob Westweg im Schwarzwald, Rennsteig in Thüringen oder einmal rund um den Brocken im Harz – wenn Wandervögel debattieren, welcher Klassiker der schönste ist, gibt es mindestens so viel Meinungen wie Wanderwege.

Nur in einem sind sich fast alle einig. Beginnt und endet die Tour nicht an einem Wanderparkplatz, sondern an einer Bushaltestelle, sind An- und Abreise in der Regel die größte Herausforderung. Zu umständlich zu planen, viel zu zeitaufwändig und vor allem zu stressig, weil immer die Angst mitschwingt, den letzten Bus zu verpassen. Also steigen doch wieder alle ins Auto und beginnen die Wanderung dort, wo sie wohl oder übel auch aufhört – am Parkplatz. 

Dabei könnte ein Wanderausflug in Niedersachsen zeigen, dass es auch anders geht. Jedenfalls dann, wenn Touristiker, ÖPNV und naturbegeisterte IT-Profis an einem Strick ziehen und am Ende eine Plattform wie Naturtrip-Niedersachsen.de herauskommt, die Wanderausflüge mit Bus und Bahn im Handumdrehen mundgerecht serviert: Standort eingeben –  Schwierigkeit und Dauer der Tour sowie maximale Reisezeit und Anzahl der Umstiege angeben – schon spuckt das System Tourenvorschläge samt Fahrplan- und Ticketinformationen sowie den entsprechenden Kartenausschnitt mit dem exakten Routenverlauf aus. 

Die konsequente Orientierung an den touristischen Bedürfnissen von Ausflüglern kommt nicht von ungefähr, ebenso wenig die nahtlose Integration von Fahrplan-, Geo- und touristischen Infrastrukturdaten unterschiedlicher Quellen. Schließlich wissen die Naturtrip-Schöpfer Hermann Weiß und Andreas Boos und nicht nur aus eigener leidvoller Erfahrung, wie schwer Outdoor-Aktionen und ÖPNV unter einen Hut zu bringen sind. Sie konnten auch auf über 12.000 Datensätze des Niedersachsen-Hubs zurückgreifen, der wiederum im Kontext der Digitalisierungsoffensive der Deutschen Zentrale für Tourismus DZT das Licht der Welt erblickte. 

Knowledge-Graph nennt die DZT das im Juni 2023 gelaunchte Open Data Projekt. Als zentrale Datenbasis für den Deutschlandtourismus stellt es globalen Vertriebsplattformen, aber auch touristischen Dienstleistern oder Startup-Unternehmen touristische Daten aus allen 16 Bundesländern zum Abruf bereit. Schon am Tag der Live-Schaltung standen mehr als 200.000 Datensätze für den öffentlichen Datenabruf zur Verfügung, darunter rund 100.000 touristische Objekte wie Sehenswürdigkeiten, Touren, Events, Gastronomie, Hotels und ähnliches sowie weitere 100.000 Infrastrukturdaten. Weitere werden hinzukommen – unter anderem auch vom German Convention Bureau (GCB) und der Deutschen Bahn.  

Andreas hört solche Botschaften gern. „Für Unternehmen wie unseres ist das ein absoluter Traum“, bringt er die Vorteile des Niedersachsen-Hubs auf den Punkt. „Wandertouren, Ausflugsziele, Öffnungszeiten und so weiter – der ganze touristische Content liegt als Open Data vor und ist über eine Schnittstelle nutzbar. Das ist genial, weil wir mehr Zeit für die Produktentwicklung haben und uns nicht mehr mit unzähligen Schnittstellen herumschlagen müssen.“ 

Genug zu tun bleibt trotzdem. Denn noch ist die Notwendigkeit und Bedeutung einer Open Data Strategie nicht überall im Alltag der Tourismusorganisationen angekommen. Vor allem an der Basis werde der Mehrwert oft noch nicht erkannt, berichtet Hermann, ist aber zuversichtlich, dass sich daran bald etwas ändern wird. „Mit dem Use Case in Niedersachen gibt es jetzt erstmals eine Anwendung, die alle Vorteile sichtbar macht und zeigt, dass die eigenen touristischen Daten im Zusammenspiel mit Fahrplandaten für den Anwender, Besucher und Touristen viel wertvoller werden.“ 

Luft nach oben bliebe für das Zusammenspiel von Tourismus und ÖPNV aber selbst dann noch, wenn Hermanns Hoffnung schon im kommenden Jahr in Erfüllung ginge. „Aktuell“, sagt er, „reden wir in Deutschland ja über Sollfahrplandaten. Eine deutschlandweite Open Data API für Echtzeitfahrplandaten, auch über Grenzen hinweg – das wäre ein Traum.“