Artikel: LUCIE nimmt Fahrt auf
Nicht nur in Großstädten sind Stadtbahnen eine Option für attraktiven ÖPNV. Die Chancen steigen, wenn sich Eisenbahnstrecken reaktivieren oder mitnutzen lassen.
Der Name steht schon fest. „Ludwigsburger City-Express“ oder kurz LUCIE soll die Stadtbahn heißen, die ihrer Verwirklichung ein gutes Stück näher gerückt ist. Ende November 2024 wurde der Pachtvertrag über die größtenteils stillgelegte Eisenbahnstrecke Markgröningen – Möglingen – Ludwigsburg unterschrieben. Sie soll das Rückgrat von LUCIE werden. Für Landrat Dietmar Allgaier, Vorsitzender des Zweckverband Stadtbahn im Landkreis Ludwigsburg, ist damit „ein wesentlicher Knoten durchschlagen und ein Meilenstein des Projekts erreicht. Nun kann unser Zweckverband mit Volldampf die Planungen weiter vorantreiben, damit möglichst bald die Bagger und später dann die Züge rollen können.“
LUCIE unterstreicht, dass Stadtbahnen eine Lösung nicht nur für Großstädte sind. Aber Verdichtung muss schon sein – und die ist gegeben nördlich von Stuttgart. Im Ranking der Landkreise liegt Ludwigsburg bei der Siedlungsdichte deutschlandweit auf Platz 6, schon die Kreisstadt bringt es auf rund 95.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Beginnend mit der Strecke ins knapp neun Kilometer entfernte Markgrönigen westlich von Ludwigsburg soll die Stadtbahn Schritt für Schritt wachsen. 1975 fuhr hier der letzte Personenzug. Nun will der Zweckverband sie für den Stadtbahnverkehr herrichten und elektrifizieren.
10.000 Fahrgäste prognostiziert
Im zweiten Schritt sollen Neubaustrecken entstehen – über Markgröningen hinaus nach Schwieberdingen, über das Ludwigsburger Zentrum hinaus nach Ludwigsburg-Oßweil sowie nach Pattonville und weiter an den Neckar nach Remseck-Aldingen. Dort sollen LUCIE und das Netz der Stuttgarter Straßenbahn dann ineinandergreifen. Die Grundsatzentscheidungen für die ersten beiden Etappen hat die Politik 2022 getroffen. Im Raum steht darüber hinaus eine dritte Etappe, die Innenstadtstrecke nach Schlösslesfeld. Hier steht die Entscheidung noch aus.
Der Zweckverband ist von einem deutlich positiven Ergebnis der Nutzen-Kosten-Bewertung überzeugt und rechnet für die Finanzierung mit Bundesmitteln aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz. Sie sollen 90 Prozent der Baukosten für die Reaktivierung Ludwigsburg – Markgröningen und 75 Prozent der Baukosten für die Neubaustrecken beisteuern. Hinzu kämen Mittel des Landes. Ziel ist ein leistungsfähiges und attraktives Nahverkehrssystem, das die Straßen entlastet und das Klima schützt. Allein für die Strecke nach Markgrönigen sagen Prognosen rund 10.000 Fahrgäste täglich voraus.
Ambitionierte Pläne am Rand der Alb
Noch ambitionierter ist ein Projekt in der Nachbarschaft. Südlich von Stuttgart, am Rand der schwäbische Alb, wollen die Landkreise Reutlingen, Tübingen und Zollernalbkreis, die Städte Tübingen und Reutlingen sowie der Regionalverband Neckar-Alb ein Stadtbahnsystem Fahrt bringen. Ein Netz mit neun Linien auf vorhandener Eisenbahn-Infrastruktur sowie auf reaktivierten und neu zu bauenden Strecken soll ein Angebot auf urbanem Niveau Wirklichkeit werden lassen. Die Planungen gehen von einer Flotte von 74 Zügen in Zweisystem-Technik für Stadtbahn- und Eisenbahnstrecken aus. Täglich soll die Regional-Stadtbahn Neckar-Alb rund 85.000 Fahrgäste befördern. Mit der Elektrifizierung der Bahnstrecken Herrenberg – Tübingen (Ammertalbahn) und Metzingen – Bad Urach (Ernstalbahn) wurden bereits wichtige Voraussetzungen geschaffen. Ein klangvoller Name für das System fehlt aber noch. Mit LUCIE hat Ludwigsburg die Latte dafür auch ziemlich hoch gelegt.