Macht Kunst den ÖPNV besser?

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24. Januar 2024, 14:17 Uhr

Artikel: Macht Kunst den ÖPNV besser?

Den meisten Großstädten genügt es, eine U-Bahn zu haben. Stockholm wollte seit 1957 mehr. Heute beherbergt die städtische Tunnelbanan die längste Kunstgalerie der Welt.

Eine unterirdische Kunstgalerie mit fast 100 Sälen, in Granit gesprengt und mit Tunneln verbunden? Wo gibt’s denn so was? Na, da, wo Spotify, H&M oder Scania zuhause sind – in Stockholm, genauer: in 94 der insgesamt 100 Stationen der Stockholmer U-Bahn Tunnelbanan. 

Begonnen hat die Metamorphose der Stationen in den 1950er Jahren mit der Eröffnung von T-Centralen, dem zentralen Knoten des U-Bahnnetzes in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs. AB Storstockholms Lokaltrafik, die Nahverkehrsgesellschaft des Großraums Stockholm, hatte damals zu einem künstlerischen Wettbewerb eingeladen – und so den Grundstein für eine überwiegend unterirdische Urban-Art-Galerie gelegt, an deren Entwicklung über die Jahrzehnte hinweg rund 250 Künstler:innen mitgewirkt haben. 

Heute bilden die durch ein 110 Kilometer langes Streckennetz erschlossenen Stationen vermutlich nicht nur die längste Kunstgalerie der Welt. Sie dürften auch eine der wenigen Ausstellungen beherbergen, für deren Besuch man nur ein U-Bahnticket als Eintrittskarte braucht und eine Führung bereits im Ticketpreis inkludiert ist. Wer jetzt denkt, „Jo, und wahrscheinlich macht Storstockholms Lokaltrafik auch noch die Führungen selbst“, liegt übrigens – genau richtig! 

Warum das aus schwedischer Perspektive längst nicht so abwegig ist, wie es aus hiesiger Sicht scheinen mag, erfährt man bei der kunstgeschichtlichen Zeitreise durch Stationen, die Kungsträdgården, Odenplan, Gärdet oder Skanstull heißen: Einerseits hat öffentliche Kunst in Schweden ein lange Tradition. Andererseits sind Nahverkehrsgesellschaft und Aufgabenträger fest davon überzeugt, dass Kunst den öffentlichen Verkehr besser macht.  

„Öffentliche Kunst dient dem ÖPNV“, heißt es auf der Website von Storstockholms Lokaltrafik. „Sie bewirkt eine positivere Wahrnehmung der Stationen, erhöht das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste und beeinflusst das Reiseerlebnis positiv. Außerdem verleiht Kunst jeder Station eine eigene Identität und erleichtert dadurch die Orientierung im Netz.“ 

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Bildnachweis: Foto: Storstockholms Lokaltrafik (SL)