Artikel: Mehr autonome Mobilität für den ÖPNV
Potsdam-Mittelmark und Vorpommern-Rügen bringen mit autonomen Fahrzeugen mehr Mobilität auf die Straße. Der Bund fördert das Vorhaben mit über zwei Millionen Euro.
Sie kommen wie gerufen und sind da, wenn man sie braucht: Autonome On-Demand-Verkehre haben das Potenzial, die Verkehrswende in den dünner besiedelten Randregionen von Ballungszentren und auf dem Land voranzubringen.
Wie sich dieses Fortschrittsversprechen am besten in die Tat umsetzen lässt, wird aktuell in anwendungsorientierten Forschungsvorhaben ermittelt, für die das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) die Förderrichtlinie „Autonomes und vernetztes Fahren in öffentlichen Verkehren“ aufgelegt hat. Neben Projekten in Großstädten wie Hamburg oder München fördert das BMDV auch gezielt Projekte im ländlichen Raum. „Der Einsatz autonomer und vernetzter Verkehrsmittel insbesondere im öffentlichen Verkehr wird ein wesentlicher Bestandteil der zukünftigen Mobilität sein“, heißt es dazu aus dem Ministerium.
Die nächste Etappe auf dem Weg in die Mobilität der Zukunft führt über Potsdam-Mittelmark und Vorpommern-Rügen. Dort erproben regiobus Potsdam Mittelmark und die Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Rügen gemeinsam mit den Landkreisen Potsdam-Mittelmark und Vorpommern-Rügen, wie autonome Shuttles in dünn besiedelten Regionen möglichst viel öffentliche Mobilität auf die Straße bringen. LEAF – Ländliche Erschließung mit autonomen Fahrzeugen – nennt sich das Projekt, das über drei Jahren läuft und vom BMDV mit rund 2,3 Millionen Euro gefördert wird.
Ziel des Probebetriebs ist der Aufbau eines autonomen On-Demand-Systems mit drei Fahrzeugen, die übergeordnete Linienverkehre bedienen und so ein attraktiveres öffentliches Mobilitätsangebot auf die Beine stellen sollen. Darüber hinaus wird im Rahmen begleitender Untersuchungen erforscht, ob und wie die Digitalisierung eine Verbesserung der Verkehrsverhältnisse in ländlichen Räumen ermöglicht und inwiefern eine Verbesserung des CO2-Fußabdrucks erreicht werden kann. Gleichzeitig wird ein erster Grundstein gelegt, um perspektivisch mit autonomen Verkehrsangeboten eine Erschließung ländlicher Räume trotz Fahrer- und Fachkräftemangel zu ermöglichen.
Bundesminister Dr. Volker Wissing ist sich sicher: „Gerade in ländlichen Regionen können autonome On-Demand-Verkehre ein Schlüssel für mehr individuelle Mobilität sein – für ältere Menschen und alle, die nicht selbst mit dem Auto fahren können oder wollen. Autonom fahrende Shuttles, die genau dann kommen, wenn man sie braucht, können den ÖPNV auf dem Land kosteneffizient ergänzen. Ich verspreche mir von dem Projekt wichtige Erkenntnisse für den Ausbau der autonomen Mobilität in ganz Deutschland.“
Mit dieser Einschätzung ist Wissing in Europa nicht allein. Autonome Verkehre haben längst auch in Brüssel Fahrt aufgenommen und sollen der EU-Kommission zufolge europaweit in den Regelbetrieb überführt werden. Ein Schlüsselrolle spielt dabei das von der EU und der Schweiz finanzierte Förderprojekt Ultimo mit drei vollautomatisierten Level-4-Fahrzeugflotten in Deutschland, Norwegen und der Schweiz. Bei dem mit 41 Millionen Euro geförderten Vorhaben geht es im Wesentlichen darum, Standards für die Implementierung unterschiedlicher Fahrzeugtypen und -generationen zu entwickeln, um autonome Verkehre wirtschaftlicher zu machen. DB Regio Bus übernimmt dabei nicht nur die Rolle des Konsortialführers, sondern wird im ostwestfälischen Herford auch eine von insgesamt drei autonomen Fahrzeugflotten auf die Straße bringen.