München startet in den ÖPNV der Zukunft

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27. März 2024, 11:56 Uhr

Artikel: München startet in den ÖPNV der Zukunft

Die Linien für den automatisierten Solobus und die Bus-Platoons stehen fest. An der Testkreuzung ist schon Betrieb: Münchens Forschungsprojekt MINGA kommt ins Rollen.

Werden On-Demand-Fahrzeuge und Linienbusse bald völlig selbständig interagieren und automatisiert Verkehre bedienen? Für Georg Dunkel, Mobilitätsreferent der Landeshauptstadt München, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis das Szenario Wirklichkeit wird: Schon 2025 soll sich der erste automatisierte Bus im Stadtverkehr behaupten. Anfangs noch in Begleitung eines Sicherheitsfahrers, perspektivisch dann auch ohne. „Wir testen erstmals eine Level 4-Automatisierung im On-Demand- und Stadtbusverkehr“, kündigte Dunkel im Mai vergangenen Jahres an. Jetzt ist es soweit. 

Die Voraussetzungen dafür hat das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit 12,73 Millionen Euro geförderte Forschungsvorhaben MINGA geschaffen. MINGA steht für „Münchens automatisierter Nahverkehr mit Ridepooling, Solobus und Bus-Platoons“. Im Rahmen des von zwölf Konsortialpartnern aus Verwaltung, Forschung, Wirtschaft und Industrie betriebenen Projekts wird ein in den ÖPNV integriertes Ride-Pooling-System mit autonomen Fahrzeugen im On-Demand-Betrieb aufgebaut. Zudem werden digital miteinander gekoppelter Busse, sogenannte Platoons, und ein fahrerloser Solobus im realen Fahrgastbetrieb in München erprobt und mit den On-Demand-Verkehren verknüpft. Darüber hinaus soll auf Basis eines digitalen Zwillings eine neue digitale Datengrundlage für ein barrierefreies Routing aufgebaut werden. 

Mittlerweile rücken die ersten Etappenziele für 2024 in Reichweite: An der Testkreuzung der Technischen Universität München beginnt die Evaluierung verschiedener Konzepte zum sicheren Betrieb automatisierter Fahrzeuge – etwa die Anfahrt der Haltestellen, die ÖPNV-Beschleunigung an Ampeln oder der barrierefreie Zugang. Ende des Jahres starten dann der automatisierte Solobus und die Bus-Platoons auf der Linie 178 beziehungsweise 197 in die Erprobung, sofern die Fahrzeuge bis dahin ausgeliefert und die genehmigungsrelevanten Prozesse abgeschlossen sind. Die Erprobungsfahrten erfolgen in Taktlücken und Randzeiten ohne Fahrgastbeförderung, die gewählten Linien ermöglichen vielfältige Einsatzszenarien unter realistischen Bedingungen.  

Federführend beim Aufbau des Ridepoolingsystems sind die Stadtwerke München SWM mit der Münchner Verkehrsgesellschaft MVG. Das Poolingsystem wird aus drei bis fünf automatisierten Fahrzeugen im On-Demand-Betrieb bestehen, die Software kommt von der DB-Tochter ioki. „Für eine erfolgreiche Mobilitätswende braucht es Förderprojekte wie MINGA. Mit den Erkenntnissen aus dem Projekt werden wir einen entscheidenden Beitrag leisten können, den ÖPNV zielgerichtet weiterzuentwickeln. Fest steht: Ein essentieller Bestandteil sind autonome On-Demand-Verkehre, die das ÖPNV-Angebot bedarfsgerecht machen und damit näher an die Nutzerinnen und Nutzer rücken“, sagt Dr. Michael Barillère-Scholz, Mitgründer und Geschäftsführer von ioki. 

Für die Entwicklung der zwei Bus-Platoons ist der Hersteller Ebusco Partner im Projekt. Dabei wird ein Verband von zwei mit einer virtuellen Deichsel verbundenen Busse gebildet. Der hintere Bus folgt dabei dem ersten Fahrzeug automatisch. Damit können kapazitätsstarke Einheiten im Busverkehr angeboten werden, die dann auch die dieselbetriebenen Buszüge ersetzen können. „Wir glauben, dass Platooning ein weiterer Schritt in Richtung Flexibilität, Effizienz und Kostenminimierung sein wird, und freuen uns darauf, diese ‚Buszüge‘ mit unserem innovativen und leichten Ebusco 3.0 auf den deutschen Straßen weiter zu testen“, so Wolfgang Hackauf, Sales Director Germany bei Ebusco.  

Konsortialführerin von MINGA ist die Landeshauptstadt München. Sie ist mit dem Bau- und Mobilitätsreferat vertreten und für die Steuerung des Gesamtprojekts zuständig, das bis Ende 2025 läuft.