ÖPNV wieder auf Rekordkurs

Zum Inhalt springen
06. Februar 2025, 11:55 Uhr

Artikel: ÖPNV wieder auf Rekordkurs

Ihrem Fahrgastrekord von 2019 ist die ÖPNV-Branche lange hinterhergefahren. Jetzt hat sie ihn gleich mehrfach eingestellt: nach Hamburg nun auch in Berlin und München.

Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) überflügelt den Fahrgastrekord von 2019 bereits im dritten Jahre in Folge. Nun haben auch die Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) nachgezogen: Mit 1,12 Milliarden Fahrgastfahrten hat die BVG 50 Millionen mehr als 2019 gezählt. Die MVG legt mit 615 Millionen Fahrgästen gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent oder 45 Millionen Fahrgäste zu und ist wieder auf dem Niveau von 2019 unterwegs. NRW hat die Zahlen von 2024 zwar noch nicht veröffentlich, meldet für das dritte Quartal 2024 aber ein Plus von 1,3 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum im Jahr 2019. 

Anders als der Einbruch der Fahrgastzahlen in Folge der Corona-Pandemie, speist sich das Wachstum aus einem breiten Spektrum regionaler Faktoren. In Hamburg führt man die prognostizierte sechsprozentige Zunahme gegenüber 2023 vor allem auf die Angebotsoffensive der Vorjahre, darüber hinaus aber auch auf das Deutschland-Ticket zurück. „Die Ausweitung der Tangentialverbindungen mit Bussen und die Ausweitung von Xpress-Bus-Angeboten hat in Verbindung mit dem attraktiven HVV-Deutschland-Ticket einen positiven Einfluss auf die Nachfrage bei S-Bahn, Hochbahn und VHH“, zitiert die Deutschen Presse-Agentur einen Sprecher der Verkehrsbehörde. 

In München fahren Bus und Tram ihrem Erfolg von 2019 zwar noch mit einigen Prozent Abstand hinterher, dafür liegt die U-Bahn mit 452 Millionen Fahrgästen gegenüber 2019 um satte fünf Prozent im Plus. Sinaida Cordes, Leiterin des Geschäftsbereichs Mobilitätsentwicklung und Einnahmen bei der MVG, begründet den Zuwachs vor allem mit Sondereffekten: 2024 sei das erste komplette Jahr mit Deutschland-Ticket gewesen, zudem hätten überdurchschnittlich viele Großveranstaltungen stattgefunden und seien mehr Touristen als sonst zu Besuch gewesen. Außerdem seien viele Radler wegen des durchwachsenen Wetters in öffentliche Verkehrsmittel umgestiegen. 

Geht es nach MVG-Chef Ingo Wortmann, wird sich das Fahrgastwachstum im laufenden Jahr fortsetzen und wesentlich von zwei Angebotsverbesserungen befeuert werden: Den durchgängigen Nachtverkehr bei der U-Bahn an Wochenenden und die Verlängerung der Tram 12, die neue umsteigefreie Direktverbindungen im Münchner Norden anbindet. 

Anders als im Bediengebiet der MVG hat sich das Fahrgastwachstum in Nordrhein-Westfalen im Wesentlichen aus dem steigenden Zuspruch für Bus und Straßenbahnen im Nahverkehr gespeist. Mit 176,8 Millionen Personen sind im dritten Quartal 2024 rund 12 Prozent mehr Fahrgäste in die Straßenbahn eingestiegen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Bei den Omnibussen waren es mit 350,1 Millionen Personen 4,4 Prozent mehr Fahrgäste. 

Gut geschlagen hat sich der ÖPNV auch im Rest der Republik. Für das gesamte Jahr 2024 liegen zwar noch keine Zahlen vor, dafür zeigt die aktuelle Halbjahresbilanz des Statistischen Bundesamtes um so deutlicher, wohin die Reise für den ÖPNV geht: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wuchs das Fahrgastaufkommen um sechs Prozent. Zugelegt hat hier vor allem die Schiene. Eisenbahnen attestieren die Wiesbadener ein Plus von zwölf, Straßenbahnen einen Zuwachs von sieben Prozent. Busse legten zwar nur um vier Prozent zu, haben mit 2,5 Milliarden Fahrgästen aber die meisten Personen befördert. Einen Wachstumstreiber hat das Statistische Bundesamt ebenfalls identifiziert: Vorläufigen Ergebnissen zufolge „dürfte das Deutschlandticket zum Anstieg des Fahrgastaufkommens auf rund 5,6 Milliarden Fahrgäste beigetragen haben“, heißt es in Wiesbaden.